Verse von meiner Tante Erna
Die Brille
Alle Nachbarn hör'n mich fluchen:
"Ich muss meine Brille suchen.
Wo bin ich denn nur gewesen?
Ich kann nicht die Zeitung lesen.
Vielleicht steckt sie in der Tasche
oder hinter dieser Flasche?
Ist sie hier im Badezimmer?
Wo verleg' ich sie denn immer?
Ganz nervös bin ich und suche.
Steckt sie etwa in dem Buche?
Was hab' ich zuletzt gemacht?
Den Abfall hab' ich weggebracht.
Wird sie in der Tonne liegen?
Wie soll ich sie wiederkriegen?"
Ich muss schnell nach unten laufen,
meine Haare könnt' ich raufen.
Jetzt stolper' ich gegen die Vase,
- da fällt die Brille von der Nase.
Verhinderter Marktbesuch
Menschliche Naturgewalten
sind nicht einfach aufzuhalten.
Ich bekam es mal zu spüren,
dass sie fast zur Panik führen.
Morgens kam es mir in den Sinn,
zum Hinseler Markt geh’ ich heut’ hin.
Die ersten Stände sah’ ich schon,
da gab’s im Bauch 'ne Revolution.
Es rammelte in meinem Darm,
in meinem Kopf schlug es Alarm.
Was mach’ ich nun? Wohin ich seh’,
im ganzen Umkreis kein WC!
Du liebe Zeit! Nirgends ein Klo!
Wo bleib’ ich nur mit meinem Po?
Bis zu den Häusern rings umher,
schaff ich es mit dem Druck nicht mehr.
Möcht’ wissen wohin Händler geh’n,
wenn sich die Därme mal so dreh’n.
Den nächsten ging ich einfach fragen,
doch der wollte beim Verkauf nichts sagen.
In Panik rannte ich herum,
sah mich nach allen Seiten um
bis ich hinter dem Blumenstand
abfahrbereit ein Taxi fand.
„Das könnte meine Rettung sein“,
dachte ich und stieg schnell ein.
„Zum Rattai-Haus muss ich rasch hin
zu einem dringenden Termin!“
Sein Bestes gab der Fahrer dann
in 4 Minuten kam’n wir an.
Vom Markt bis hin zum AWO-Haus
machte die Fahrt 5 Euro aus.
Es ging noch gut. Mit großer Hast
hab’ ich entledigt mich der Last.
Erleichtert war ich ganz gewiss,
doch leid tat mir der teure Schiss!